VERKAUF DICH NICHT UNTER DEINEM WERT – Marion Szeiler: Head of Human Resources

VERKAUF DICH NICHT UNTER DEINEM WERT – Marion Szeiler: Head of Human Resources

Marion Szeiler ist eine Powerfrau mit viel Energie und gesundem Selbstbewusstsein. Sie ist gelernte Hotelfachfrau, Hotelbetriebswirtin FH und Dozentin für Unternehmensführung im Fachbereich Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der FH in Wien. Nach verschiedenen Stationen in der Personalabteilung in unterschiedlichen Unternehmen, haben ihr Know How und ihre Erfahrungen sie zu ihrer heutigen Position als Head of Human Resources eines der weltweit größten Papierherstellers von Recyclingkarton, sowie Europas führenden Produzenten von Faltschachteln gebracht.

Warum sind Frauen in der Arbeits-/Businesswelt wichtig?

Arbeitswelten und Anforderungen haben sich stark verändert. Vor 100 Jahren bedeutete Arbeit vor allem Feldarbeit – verbunden mit hoher körperlicher Ausrichtung. Hier waren die Männer den Anforderungen in der Regel viel besser gewachsen. Für die Frauen verblieben meist Aufgaben der Fürsorge und Pflege.
Mit der Industrialisierung und der dann zunehmenden Massenproduktion bei der Fliessbandarbeit hat die Maschine das Tempo und die Art der Arbeit für Menschen weitestgehend bestimmt. Auch in diesem Bereich haben die Männer den Herausforderungen besser entsprochen.
Dies begann sich mit der zunehmenden Technologisierung, dem Internet und dem Zeitalter der Kommunikation langsam zu ändern. Nun waren Eigenschaften wie Lernen, Kreativität, Innovationen aber auch Empathie und neues Führungsverhalten Komponenten, die zum Erfolg führten. Und nach und nach wurde sichtbar, dass Männer und Frauen gleichermaßen Beiträge leisten können. Oftmals in Ergänzung am Besten. Und mit den momentanen Herausforderungen der Digitalisierung und Automatisierung übernehmen Großrechner und Roboter sukzessiv weite Teile der körperlichen Arbeit und standardisierten Denkleistung. Komplexe Abläufe und Denkprozesse, die weit über das hinaus gehen sind nun die Aufgaben. Dabei sind ganz neue Führungsaufgaben in schwierigen Matrixstrukturen, einfühlsame und achtsame Kommunikation, Netzwerkaufgaben und viel projektbasierte Flexibilität erforderlich. Massgeschneiderte Service- und Dienstleistungen sind leistbar geworden und werden mehr denn je zuvor angeboten und angenommen.
Dabei kommen vor allem die weiblichen Qualitäten zum Tragen: Frauen sind neben ihren fachlichen Fähigkeiten oftmals ein wesentlicher Input-Geber in vielen kommunikativen Situationen mit ihren Sensoren und haben meist ein hohes Gespür dafür, was es braucht, um eine Lösung zu finden.

Wie fing deine berufliche Laufbahn an?

Ich war nie die Karrierefrau mit Kindern, sondern immer die Mutter mit Beruf. Leidenschaftlich für beides, mit hoher Präsenz immer für das, was gerade anstand. Im (Teilzeit-)Job ein Sparringspartner voller Energie und als Mama voller kreativer Ideen und viel Herz und Engagement für meine Kinder.
Karriere war nie geplant und ist dabei passiert – und irgendwie lernt man mit den nie ausreichenden 24 Stunden des Tages umzugehen.

Was war deine größte Herausforderung, deine größte Angst?

Da gibt es sicherlich mehrere Situationen.
Ich hatte ein größeres Mobbing-Thema, das viele Jahre zurück liegt und mich damals sehr vereinnahmt hat. Das würde ich heute vermutlich mutiger und damit offensiver angehen.
Und meine Beförderungen habe ich mir hart erkämpft. Herausfordernd habe ich auch empfunden, dass Männern, die deutlich weniger qualifiziert waren als ich, dennoch höhere Positionen und Gehälter bekamen. Das hat bei mir viel Kopfschütteln verursacht, aber kein Weinen und Jammern.

Was hat dir auf deinem Weg am meisten geholfen?

Vermutlich in erster Linie meine Ausdauer und mein Durchhaltevermögen. Wenn es noch eine Runde braucht, dann ist das so. Wenn die Zeit noch nicht reif ist, dann ist das so. Ich bleibe dran und versuche einen neuen Weg.
Und mein unerschütterlicher Glaube, dass alles gut wird.
Ich suche mir neue Ziele und Projekte, wenn mich ein Zustand langweilt oder ärgert. Schüttle Rückschläge ab und suche mit meinem Optimismus nach neuen Visionen, wenngleich dies heute auch von mehr Realitätssinn getragen ist als früher.

Gibt es Dinge, die du heute anders machen würdest? Und wenn ja, was?

Heute achte ich sehr darauf, dass mein innerer Frieden bewahrt bleibt, indem ich mich auf das Wesentliche besinne, die Dinge mit mehr Gelassenheit und Humor nehme anstatt mich über so manchen „Blödsinn“ zu ärgern. Meine Leidenschaft für vieles, was ich tue, ist immer noch groß, wenngleich ich nicht mehr alles so unglaublich ernst nehme.

Was begeistert dich an deiner Arbeit? Welche Motivation steckt dahinter?

Ich habe ein Leben lang Menschen begleitet, entwickelt und Führungskräfte erfolgreich in ihren Aufgaben ermächtigt. Oft auch ganz neue Wege für sie aufgezeigt und sie aus Aufgaben heraus genommen, die nicht passend für sie waren.
Mich begeistert diese Aufgabe genauso wie der Umstand die Dinge zu bewegen und zu verändern.
Meine Motivation resultiert aus der Arbeit in einem internationalen und interkulturellen Kontext und der großen Abwechslung dabei. Ich liebe meine Projekte, die immer wieder Kreativität und innovative Vorgehensweisen benötigen.

Wie bekommen Frauen Arbeit und Familie unter einen Hut?

Lustige Frage – das geht nicht. Irgendetwas fällt immer „herunter“. Wahrscheinlich hilft auch hier ein guter Grad an Gelassenheit und die Annahme, dass das so ist. Ich weiß auf jeden Fall für mich, dass ich immer eine bessere Mutter war, weil ich einen Ausgleich mit der Arbeit zu meiner Hausfrau-Mutter-Rolle hatte.

Dein persönlicher Karrieretipp für Frauen?

Ein Leitsatz, den ich mitgeben möchte: „Verkauf dich nicht unter deinem Wert“. Während die Männer viel von den Frauen lernen können, sollten sich Frauen auf jeden Fall mal anschauen, wie sich Männer verkaufen. Großartig – da können wir uns oft eine Scheibe abschneiden!

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